Lars Semrok, Projektmanager - neu im Kommunalteam der AG Strukturwandel

Lars Semrok, Projektmanager - neu im Kommunalteam der AG Strukturwandel

Hallo!

 

Wie immer freitags geht es weiter mit dem Wochenblog über unser Projekt-Team Strukturwandel (wobei wir "Strukturentwicklung" viel schöner und passender finden). Heute stellen wir Projektmanager Lars Semrok aus dem Kommunalteam vor.

Lars, Du bist der Idealtyp des Neu-Görlitzers. Vor 21 Jahren kamst Du aus Brandenburg zum Studieren her. Dann hast Du Görlitz nur kurz zum Abschluss Deines Master-Studiums Tourismuswirtschaft an der Jagiellonen-Universität in Krakau verlassen und bist geblieben, hast eine Familie gegründet. Was genau hat Dich damals so begeistert – und, würdest Du die Entscheidung für Görlitz auch noch aus heutiger Sicht fällen?

Als ich im Oktober 2000 nach Görlitz kam, hatte ich nicht die Absicht, meinen Lebensmittelpunkt hierher zu verlegen. Eigentlich wollte ich damals nach dem Studium schnell wieder weg. Das „schnell mal weg“ war jedoch schon während des Studiums nicht möglich, da mangels eigenem PKW die An- und Abreise in meine nur 200 km entfernte Heimatstadt mindestens vierstündige Bahnreise mit dreimaligem Umsteigen verbunden war. Bis heute hat sich daran auch nicht viel geändert, noch immer sind die Strecken nicht elektrifiziert, einziger Unterschied:  Ich würde heute wohl mit nur zweimal Umsteigen ankommen.

Folglich blieb ich auch an den Wochenenden in Görlitz und erkundete mit meinem roten 26-Zoll-Diamant-Fahrrad die Stadt und deren Umgebung. Irgendetwas war anders, als in meiner damaligen Heimat Brandenburg. (Und ich meine das richtige Brandenburg, nicht die Metropole Potsdam oder den Speckgürtel von Berlin. Märkischer Sand, Kiefernwälder, Brandenburg!)

Die Lausitzer Menschen waren herzlicher, offener und freundlicher - man fühlte sich als „Fremder“ schnell Willkommen. Die Integration des mir bis dato völlig unbekannten Wortes „Nu“ oder dessen Abwandlungen „Noahr, ne woar oder nu dlar“ habe ich mir auch innerhalb weniger Wochen angeeignet. Ich war quasi innerhalb weniger Mondzyklen einer der Hiesigen – ein Lausitzer! Und das würde ich auch aus heutiger Sicht zweifelsfrei wieder werden!

Was war der Schwerpunkt in deinem Studium?

Definitiv war Feiern schon im Studium mein Lieblingsfach. Allerdings musste ich für den Abschluss (Magister der Wirtschaftswissenschaften im Tourismus) nebenbei noch ein paar andere Fächer belegen. Der Schwerpunkt des Studiums, welches damals noch „Tourismuswirtschaft & Freizeitpädagogik“ hieß und sich irgendwann in touristische und kulturelle Angebote teilte, waren zunächst rein betriebswirtschaftlicher Natur. Erst im zweiten Teil des Studiums konnte ich mich auf die Organisation und Funktionsweisen von Kultureinrichtungen mit Schwerpunkt der Non-Profit-Unternehmungen fokussieren.

Ich erinnere mich gern an unseren Professor für Buchhaltung und Bilanzierung im Grundstudium, der uns vier Semester lang die Welt des Controllings mit der Hilfe von Tischbeinen und Tischplatten erklärte. Auf meinen Hinweis hin, dass wir Tourismusstudenten sind und ob er die blanke Theorie auch mit touristischen Produkten oder Dienstleistungen in Verbindung bringen könnte, war ich zumindest der Held in unserem Studiengang. Vom Professor gab es als Quittung für diese unangemessene Frage am Ende des Semesters in der Klausur die glatte 4.  Er war sicherlich kein Lausitzer!

Direkt nach Deinem Studium hast du bei der Landskron Kulturbrauerei als Veranstaltungsleiter begonnen und die Region mit vielen großartigen Veranstaltungen beglückt. Was waren da deine einschneidendsten Erlebnisse – und welche Erfahrungen bringst Du in das Projekt-Team Strukturwandel mit?

Als Erfahrung bringe ich die Erinnerung mit, dass man als Einzelkämpfer so gut sein kann, wie man möchte – nur als Team kann man einen Wettkampf gewinnen. Hinzufallen, an einem Projekt zu scheitern ist tatsächlich auch „kein Beinbruch“, solange man aufsteht und weitergeht. Das wird uns auch im Strukturwandel begegnen. Wir werden stolpern, wir werden hinfallen. Aber die Lausitzer stehen auf. Sie wollen etwas bewegen und darauf können sie auch stolz sein.

Während meines Studiums begleitete ich interessiert die Bewerbung Görlitz´ zu Europas Kulturhauptstadt 2010. Gewonnen hatte am Ende die Stadt Essen, Görlitz begnügte sich mit der Silbermedaille. Ich weiß, dass man damals ein starkes und kompetentes Team in der Bewerbung eingesetzt hatte, ich glaube jedoch, dass man bei all dem Enthusiasmus die Bevölkerung, die Menschen, die eine Stadt und eine Region erst ausmachen einfach vergaß, auf dem Weg der Bewerbung mitzunehmen. Das darf uns in diesem zweiten Strukturwandel innerhalb kurzer Zeit nicht passieren.

Und zum Schluss bitte zwei Idealvisionen: was hat die AG Strukturwandel bis 2024, was bis 2038 geschafft?

Bis 2024 haben wir es geschafft, die Wichtigkeit und die Chance die uns dieser Strukturwandel bietet, der Bevölkerung begreifbar gemacht zu haben. Wir haben die Einwohner unserer Region abgeholt, in den verschiedensten Formaten der Bürgerbeteiligung deren Wünsche und Anregungen gehört und in unsere tägliche Arbeit einfließen lassen. Wir haben bis 2024 nicht 5.000 Arbeitsplätze geschaffen – das können wir als Strukturwandelteam auch gar nicht -  aber wir haben zusammen mit den Kommunen und Bewohnern die Weichen gestellt, dass unsere Region für die Ansiedlung von neuen Unternehmen als auch für die Expansion bestehender Firmen auch nach dem Ende der Kohleverstromung 2038 eine attraktive und lebenswerte Region darstellt. Eine Region, die ausgestattet mit Fachkräften, Forschungseinrichtungen und Lebensqualität aufwarten wird. Wir haben es bis 2024 geschafft, das Selbstwertgefühl der Lausitzer zu stärken, denn so schwarz wie es die Lausitzer selbst sehen, ist das Bild von Außenstehenden auf die Region gar nicht!

Bis 2038 haben wir die Stellschrauben, die uns als Task Force zur Verfügung stehen, soweit gedreht, dass ein qualitativ hochwertiges Leben, Arbeiten und Erholen auf „kleinstem Raum“ in einer für Europa einmaligen Region möglich ist. Mit Neid werden Großstädter aus den deutschen Ballungszentren in die Lausitz schauen und sagen:

„Schade, dass ich dort nicht studiert habe“…

 

Vielen Dank und herzlich willkommen in der ENO, lieber Lars!

 

Viele Grüße -

 

Eure

Jasna

0 von 5 - 0 Bewertungen
Vielen Dank für die Bewertung dieses Beitrags.

 

 

 

ENO logo


Der Unbezahlbarland-Blog ist ein Produkt der ENO mbH

© 2024, Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz mbH

Search