Projektmanagement
Wohnt jedem Ende auch ein Anfang inne?
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Heute berichtet ENO-Innovationsmanagerin Saskia Brosius
Aus für die Schokoladenproduktion Riegelein in Niederoderwitz – die Suche nach neuen Konzepten
1927 bis 31.03.2022.
Die über 90-jährige Süßwarentradition in Niederoderwitz mit besonderem Schwerpunkt auf Schokolade wurde von vielen Generationen der dort ansässigen Menschen geprägt. Mit der Schließung des Riegelein-Werkes am 31. März 2022 endete somit ein traditionsreiches Kapitel der Industrie in der Gemeinde Oderwitz. Die Betroffenheit der Menschen, die ihre Arbeit geliebt und verloren haben, ergriff jeden, der sich mit ihnen unterhielt und sie zu ihrer Situation und zu ihren Gedanken für die Zukunft befragte. Traurig, ja, aber nicht verzagend. Denn: wie wir alle wissen, bringt jedes Ende auch einen Neuanfang mit sich!
Nach der Werksschließung stand die Frage, was mit dem Werksgelände und der dazugehörigen Infrastruktur passieren sollte, im Raum. Schnell wurde klar, dass die ehemaligen Mitarbeitenden das Werksgelände nicht aufgeben wollen und den starken Wunsch hegen, an neuen Nutzungskonzepten zu arbeiten. Obwohl die Produktion endgültig eingestellt wurde und viele Mitarbeitende bereits neue Arbeitsstellen gefunden hatten, fanden sich (Noch-)Mitarbeiter und Ehemalige zusammen, um mit dem Innovationsteam der ENO ein neues Nutzungskonzept für das Werksgelände zu ertüfteln. Es wurden drei spannende Workshoptage!
Allen Beteiligten war klar, dass das imposante Werk als Mittelpunkt von Niederoderwitz vielseitige Potenziale für die Gemeinde darstellt und gerettet werden sollte.
Inspiriert vom Tatendrang der Mitarbeitenden hat das Innovationsteam der ENO ein dreitägiges Innovationsworkshopformat entwickelt, wobei drei potenzielle Nutzungskonzepte durch die Menschen vor Ort entwickelt wurden. Tag 1 stand im Zeichen des Aufarbeitens des Status Quo im Werk und der Umgebung. Was sind die Ressourcen und Fähigkeiten der Menschen vor Ort und des Werkes an sich? Was sind die potenziellen Hindernisse und die Schwächen des Standortes? Es wurde viel Zeit für persönliche Momente eingeräumt und in den Übungen auf die berührenden Geschichten der Menschen eingegangen. Das Ergebnis des Tages war eine umfassende Ökosystem-Karte des Werkes, welche alle Ressourcen & Fähigkeiten, potenziellen Nutzer und Partner in der Zukunft, sowie technologische Trends und Entwicklungen umfasst.
Am zweiten Tag widmeten sich die 11 Teilnehmenden der Ideenentwicklung. Die unterschiedlichen Professionen der Gruppe stellten dabei eine gute Ausgangslage dar, denn keiner kennt das Werk so gut wie die Menschen, die dort z.T. jahrzehntelang gearbeitet haben. Alle Facetten wurden beleuchtet. Bezugnehmend auf potenzielle Partner und Zielgruppen, die an Tag 1 erarbeitet wurden, entstanden zwei Personas, deren Bedürfnisse und Herausforderungen zu einer möglichen Fragestellung führten. Diese Herangehensweise beruht auf dem Anspruch, nutzerorientierte Lösungen zu erarbeiten und mit dem neuen Nutzungskonzept ein bestehendes Problem zu lösen. Anschließend wurden viele Ideen mittels Assoziationen, Reframings und Rekombinationen geschaffen und letztendlich vier ausgewählt, die detaillierter beschrieben wurden. Tag 2 endete mit einer kurzen internen Präsentation, wobei zwei der Ideen zu einer verschmolzen.
An Tag 3 sollten die Ideen nun in Geschäftsmodelle gegossen werden. Dabei kam das Business Model Canvas zur Anwendung. Es wurde in drei Gruppen gearbeitet und z.B. Fragen zu Zielgruppen, dem Nutzenversprechen, Kosten und Einnahmen sowie Ressourcen, Kernaktivitäten und Partnern beantwortet. Zum Abschluss stellten die Teilnehmenden ihre Ideen dem Bürgermeister von Oderwitz, Herrn Stempel und unserer Kommunalmanagerin Laura Horst vor. Feedback in solch einem Prozess zu bekommen ist sehr wichtig - und das Feedback zu den Ideen fiel sehr konstruktiv aus!
Sowohl ein Bikerhotel der etwas anderen Art, als auch eine Erlebniswelt Schokolade oder eine Förderwerkstatt, in der Pflanzen oder Bakterien in vertikalen Farmen angebaut werden, könnten mögliche Perspektiven für das Werk sein.
"Nach dem Workshop ist vor dem Workshop" - oder vor den nächsten Arbeitstreffen, denn die Teilnehmenden, der Bürgermeister und das Innovationsteam waren sich einig, dass alle drei Ideen weiterentwickelt werden sollten.
Nun heißt es Bedarfe abstecken, Kostenpläne konkretisieren und potenzielle Partner ansprechen.
Darauf freuen wir uns! Und halten euch, wie immer, an dieser Stelle auf dem Laufenden.
Habt auch ihr eine Aufgabe für uns? Eine (Geschäfts-) Idee, eine Idee für euer Dorf, eure Kommune oder unseren Landkreis, die ihr einmal gemeinsam professionell zusammen mit uns durchdenken wollt?
Viele Grüße!
Euer ENO-Innovationsteam
Vielen Dank für die Bewertung dieses Beitrags.