Strukturentwicklung
"Probewohnen" - Erfolgsprojekt geht weiter
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Es ist erwiesen: Görlitz ist ein attraktiver Wohnort für junge Familien, Fachkräfte und Selbstständige, die dem großstädtischen Verkehrsaufkommen und den hohen Mieten entkommen wollen und Naturnähe schätzen.
Am vergangenen Dienstag wurde die Auswertung der Projektreihe „Probewohnen“ in den Räumlichkeiten der Kommwohnen vorgestellt und ist nun im Internet abrufbar. Wir stellen das Projekt und die Erkenntnisse an dieser Stelle zusammengefasst vor und sprachen abschließend mit Eva Wittig, der Geschäftsführerin der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH, über die Zukunft dieser innovativen Projektreihe.
Probewohnen – was ist das?
Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt über offene Bewerbungsaufrufe, bei denen potenzielle Kandidaten anhand bestimmter Kriterien ausgewählt werden. Ihnen werden kostenfrei möblierte Wohnungen und Arbeitsräume in verschiedenen Stadtvierteln von Görlitz zur Verfügung gestellt.
Seit 2015 wird die Projektreihe vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. (IÖR) mit dem Interdisziplinären Zentrum für transformativen Stadtumbau (IZS) in Görlitz koordiniert und wissenschaftlich begleitet. Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen wurden mehrere erfolgreiche Projekte durchgeführt, darunter "Probewohnen Görlitz-Altstadt" (2015-2017), "Stadt auf Probe – Wohnen und Arbeiten in Görlitz" (2018-2020) und "Stadt der Zukunft auf Probe – Ein Wohn- und Arbeitsexperiment für ein klimaneutrales Görlitz" (2020-2023).
Durch die wissenschaftliche Begleitung wurden Daten von insgesamt 260 Teilnehmern ausgewertet. Die Datenerfassung erfolgte zunächst rein quantitativ über Fragebögen und später auch durch Interviews, um detaillierte Einblicke in die Standortbewertungen zu erhalten. Die Bewerbungen zeigen, dass Görlitz insbesondere für Familien und Personen, die aus Großstädten (Berlin, Dresden, Leipzig) kommen, attraktiv ist. Die Suche nach einem neuen Wohnort und Arbeitsraum sowie das Interesse an der architektonisch schönen Stadt sind zentrale Motive für die Bewerbungen. Als Wohnstandort interessiert Görlitz besonders Großstadtbewohner, die mit Herausforderungen wie Wohnungsmangel und Verkehrsbelastung konfrontiert sind.
Görlitz wird als attraktiv bewertet
Die Teilnehmer bewerten Görlitz als attraktiven Wohn- und Lebensstandort mit diversen Wohnungs- und Arbeitsangeboten zu erschwinglichen Preisen und mit interessanten Chancen. Sie schätzen die kurzen Wege und die Erreichbarkeit von Grün- und Erholungsflächen. Allerdings wird auch die Dominanz von Kraftfahrzeugen und die damit verbundenen Einschränkungen für Fußgänger und Radfahrer kritisiert.
Fest steht, dass das Ausprobieren eines neuen Wohn- und Arbeitsstandortes durch Probewohnen hilft, Hürden und Unsicherheiten abzubauen und eine informierte Entscheidung zu treffen. Fazit: Die Stadt Görlitz sollte weiterhin ihre Attraktivität durch ein vielfältiges Wohn- und Arbeitsraumangebot, eine gute Infrastruktur und die Förderung der Stadtgesellschaft als aktive Mitgestalterin stärken.
Über die gesamte Laufzeit der Projektreihe gab es einen kontinuierlichen Austausch und eine gemeinsame Reflexion der Ergebnisse mit allen Projektbeteiligten. Daraus resultierte der Wunsch, zentrale Erkenntnisse in einem Orientierungsrahmen zusammenzutragen, um die Chancen und Entwicklungspotenziale von Görlitz deutlich zu machen. Das vorliegende Papier enthält Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zu potenziellen Handlungsmöglichkeiten aller Projektbeteiligten für eine zukunftsfähige Entwicklung der Stadt Görlitz.
Neuer Fokus
Im Laufe der Jahre hat sich der Fokus des Projekts verschoben, von der reinen Erkundung des Wohnstandorts hin zu einem integrierten Ansatz, der auch den Arbeitsstandort und die Teilnahme an lokalen Initiativen umfasst. Zuletzt wurde die Projektreihe sogar mit der Initiative "Görlitz - Klimaneutrale Stadt 2030" verknüpft.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Görlitz für verschiedene Zielgruppen attraktiv ist, darunter Familien, "Empty-Nest" Wandernde und Personen, besonders Selbstständige und Freiberufler aus Großstädten, die auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum und einem ausgewogenen Lebensstil sind. Die Teilnehmer bewerten Görlitz überwiegend als attraktiven Wohn- und Lebensstandort, der durch sein vielfältiges Wohnungs- und Arbeitsraumangebot zu erschwinglichen Preisen sowie kurze Wege und ein reichhaltiges Kultur- und Freizeitangebot überzeugt.
Die Studie liefert Empfehlungen für eine Innenstadt- und zuzugsorientierte Stadtentwicklung, darunter die Stärkung des Bewusstseins für die Bedürfnisse potenzieller Zuzügler, die Verbesserung des Zugangs zu Wohn- und Arbeitsräumen, die Erhaltung und Entwicklung der Infrastruktur, die Förderung einer aktiven Stadtgesellschaft, die Nutzung von Alleinstellungsmerkmalen und die Förderung nachhaltiger Lebensstile sowie die Etablierung von Görlitz als wirtschaftlich tragfähigen Ort für die Kultur- und Kreativwirtschaft.
Der UBL-Blog sprach mit Eva Wittig, der Geschäftsführerin der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH über diese Erkenntnisse – und die Zukunft der Projektreihe.
Warum hat der Workshop zur Projektreihe "Probewohnen" stattgefunden?
Wir haben den Fachworkshop „Zuzugsorientierte Stadtentwicklung in Görlitz – wie kann das gelingen?“ veranstaltet, um die Ergebnisse der Projektreihe "Probewohnen" zu präsentieren und den Akteuren in unserer Stadt potenzielle Anknüpfungspunkte aufzuzeigen. Es ist wichtig, mit den gewonnenen Erkenntnissen zu arbeiten und gemeinsam mit den relevanten Interessengruppen darüber zu diskutieren, wie wir diese Ergebnisse für unsere zukünftige Arbeit nutzen können.
Wie wird die Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH die Erkenntnisse der Projektreihe in Ihre Arbeit einbinden?
Die Projektreihe liefert uns gute Anknüpfungspunkte für die Standortvermarktung von Görlitz – insbesondere für die Anwerbung und zielgruppengerechte Ansprache von Fachkräften. Die im Rahmen des Projektes identifizierten Schwerpunkte und Motivationen bestätigen uns und helfen uns, Görlitz mit den relevanten Argumenten als attraktiven Wohn- und Arbeitsort zu positionieren. Gleichzeitig haben wir Entwicklungspotenziale identifiziert, an denen wir weiterarbeiten müssen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Projektes "Probewohnen"?
Für die Zukunft des Projektes wünsche ich mir in erster Linie eine Weiterführung und Vertiefung der bisherigen Arbeit. Die Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH steht auch weiterhin als Projektpartner zur Verfügung und wird die Entwicklung aktiv unterstützen. Darüber hinaus hoffe ich auf eine gute weitere Zusammenarbeit aller Akteure, um die gewonnenen Erkenntnisse effektiv umzusetzen und Görlitz als lebendige und attraktive Stadt weiter zu stärken.
Die gesamte Studie finden Sie hier - und mindestens 12 Gründe, sich als Familie oder Fachkraft für das Leben im Landkreis Görlitz - Unbezahlbarland zu entscheiden, finden Sie hier.
Vielen Dank für die Bewertung dieses Beitrags.